Einsatz von Streusalz im Winterdienst
Rücksicht auf Umwelt und Natur
Jeden Winter stehen die Straßendienste vor derselben Herausforderung: Die Verkehrssicherheit muss gewährleistetet und zugleich die Umwelt geschont werden. Seit den späten 1950er Jahren werden Streusalze als Auftaumittel zur Beseitigung von Straßenglätte verwendet. Negative Auswirkungen für Vegetation, Bauwerke, Fahrzeuge und nicht zuletzt eine sensibilisierte Bevölkerung haben in den vergangenen Jahren zu vermehrten Diskussionen über den Einsatz von Streusalz geführt. Vielfach wird ein vollständiger Verzicht des Einsatzes von Salz gefordert. Dennoch müssen Verkehrsflächen gefahrlos benutzbar bleiben – die Straßendienste sind zur Schneeräumung verpflichtet.
Auswirkungen von Streusalz
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Streusalz erhöht die Salzkonzentration in den Böden, wodurch die Vegetation massiv beeinträchtigt und verändert werden kann. An Straßenrändern können sich salztolerante Pflanzen ausbreiten. Im Boden führen die Auftausalze zu Verdichtungen und Verschlämmungen, je nach Streusalztyp auch zur Alkalisierung oder Versauerung. |
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Auf Pflanzen wirkt Streusalz direkt und indirekt: Einerseits führt Kontakt mit Streusalz bei oberirdischen Pflanzenteilen zu Ätz- und Verbrennungsschäden, andererseits ändert sich durch die Bodenversalzung der Nährstoffgehalt, d.h. die Ionen-Zusammensetzung des Bodens. Dadurch können Mangelzustände auftreten. Durch die Verringerung des osmotischen Potentials des Bodens können die Pflanzen nicht mehr ausreichend Wasser aufnehmen. Bei Straßenbäumen werden die Folgen oft erst im nächsten Sommer sichtbar, wenn die Bäume trotz ausreichender Niederschläge vertrocknen. Über die Wurzeln gelangen die Salzionen auch in das Holz und bis in die Blätter, wo sie angereichert werden. |
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Durch Abschwemmungen und Entwässerung von Straßen können Salze ins Grundwasser, in Fließgewässer oder Seen gelangen (weitere Informationen). Auch über die Kanalisation gelangt das Streusalz in die Gewässer, da die Salze in den Kläranlagen weder abgebaut noch abschieden werden. |
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Streusalz verursacht Schäden an Bauwerken, da beim Schmelzen des Eises der Umgebung kurzfristig viel Wärme entzogen wird. Dadurch kühlt Beton rasch um einige Grade ab, wodurch die Deckschicht abplatzen kann. An Fahrzeugen führt das salzhaltige Wasser zu Korrosionen, wodurch die Metalloberflächen angegriffen werden und zu rosten beginnen. |
Alternativen zum Straßensalz?
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Als Streusalze werden vorwiegend Kochsalze, also Natriumchlorid, Kochsalz-Kalziumchlorid-Gemische oder Magnesiumchlorid verwendet. Durch verbesserte Wetterprognosen und neue Dosiertechniken mit speziellen Sensoren, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und das auf der Fahrbahn vorhandene Restsalz erfassen können, kann der Salzverbrauch von 40 g pro m² auf 10 bis 20 g pro m² reduziert werden. |
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Immer öfter kommen Feuchtsalze zum Einsatz. Das sind Lösungen aus Kalzium- oder Magnesiumchlorid, die besser auf der Straße haften und vom Wind nicht verfrachtet werden, was die Umweltbelastung verringert. Zudem hat Feuchtsalz eine höhere Tauwirksamkeit und ist bei Glatteis effektiver. |
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Als „umweltfreundliche“ Streusalze werden stickstoffhaltige Auftaumittel wie Harnstoff und Ammoniumsulfat vermarktet. Allerdings stellen diese Chemikalien eine große Gefahr für die Grund-, Oberflächen- und Abwasserqualität dar und sind daher keine Alternative. Kaliumcarbonat hingegen wirkt zwar alkalisierend, ist aber für empfindliche Bereiche wie Wasserschutzgebiete oder Baumalleen dem Kochsalz vorzuziehen. |
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Auch der Einsatz von rutschhemmenden Mitteln wie Splitt, Granulat, Sand, Kies oder Asche als Alternative zum Streusalz ist nicht unproblematisch. Durch die Transportwege und die aufwändige Entsorgung – Streusplitt muss als Sondermüll entsorgt werden – ist ihr Einsatz mit einem deutlich höheren Energieaufwand verbunden. Außerdem entsteht durch die Verwendung abstumpfender Streustoffe Feinstaub, der die Luftqualität besonders in Städten und entlang stark befahrener Straßen beeinträchtigt und ein Gesundheitsrisiko darstellt. |
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Wichtig ist die mechanische Schneeräumung vor dem Einsatz von Streumitteln. Je früher die Schneeräumung erfolgt, desto leichter lässt sich der Schnee entfernen, da er noch nicht verdichtet ist. Eine rechtzeitige Schneeräumung trägt dazu bei, den erforderlichen Streusalzeinsatz deutlich zu reduzieren. |
Empfehlungen für den Winterdienst
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Streusalz nach dem Motto „Soviel wie nötig, so wenig wie möglich!“ einsetzen. Je nach Wettersituation entscheiden, ob Salz oder Splitt auszubringen ist oder möglicherweise überhaupt auf Streumittel verzichtet werden kann. |
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Möglichkeiten von Wintersperren für Wege prüfen, die im Winter nicht unbedingt benützt werden müssen – beispielsweise Parkwege, Parallelwege oder Nebeneingänge. |
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Nebenstraßen lediglich räumen und nicht streuen. |
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Geräumte Gehsteige und Radwege nur mit salzfreien und staubarmen Mitteln streuen. |
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Streusalz sorgfältig dosieren und möglichst Feuchtsalze verwenden, wodurch der Verbrauch um bis 30 % verringert wird und Verwehungen verhindert werden. |
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Schnee so rasch als möglich räumen. Während frisch gefallener Schnee fast unverschmutzt ist, kann mehrere Tage alter Schnee mit organischen Schadstoffen, eventuell sogar mit Schwermetallen belastet sein. Solcher Schnee sollte nur auf geeigneten Plätzen zum Abschmelzen gelagert werden. Auf keinen Fall darf verschmutzter Schnee in Gewässer gelangen. Schnee, der mit Salz in Berührung gekommen ist, sollte möglichst nicht auf offenen Bodenflächen gelagert werden. |
Unterlagen / Links
M. Kainz, A. Peintner & S. Stark (2010): Heißes Thema Eis und Schnee. Wie Sie Straßen und Gehsteige im Winter benutzbar und sicher halten, ohne die Umwelt unnötig zu belasten. "die umweltberatung", Verband Österreichischer Umweltberatungsstellen, Fachbereich Wasser, Wien, 24 S.,
Download pdf (2.142 kb)
Kanton Luzern Bau- und Verkehrsdepartement/Amt für Umweltschutz (2002): Merkblatt Winterdienst auf Strassen und Wegen. Luzern,
Download pdf (293 kb)
Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft (1999): Salzstreuung - Auswirkungen auf die Gewässer. Slg LfW – Merkblatt Nr. 3.2/1, 11 S.,
Download pdf (241 kb)
M. Wresowar & M. Sieghardt (2000): Studie über die Auswirkung stickstoffhältiger Auftaumittel. Auswirkungen auf Boden und Bewuchs, Vergleich mit herkömmlichen Auftaumitteln. Im Auftrag der Magistratsabteilung 22 der Stadt Wien, Universität für Bodenkultur - Institut für Waldökologie, 99 S.,
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Amt der Tiroler Landesregierung - Abteilung Wasserwirtschaft, Sachgebiet Schutzwasserwirtschaft und Gewässerökologie (Hrsg.) (2013): Räumschneeeinbringung in Gewässer. Leitfaden. 19 S.,
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