Gründächer
Naturschutz auf höchstem Niveau
 
 
Gründächer bringen mehr Natur in Dörfer und Städte. Bis zu einem gewissen Grad können Dachbegrünungen sogar Lebensräume ersetzen, die durch die Bebauung verloren gegangen sind.
Für Gemeinden und Betriebe ist die Begrünung von Dächern auf öffentlichen Gebäuden, auf Hoch- und Tiefgaragen und auf größeren Zweckbauten erfolgversprechend. Private können selbst Dachflächen auf Fahrrad- und Holzschuppen, Haustürvordächer, Flachgaragen, Gartenlauben und Gartenhäusern oder Müllboxen mit relativ geringem Aufwand begrünen. Es können übrigens nicht nur Flachdächer, sondern auch Schrägdächer mit einer Neigung bis zu 45° mit einer Dachbegrünung versehen werden. Ab 9° sind allerdings Maßnahmen gegen das Abrutschen der Begrünung nötig.
 
=> mehr zum Thema Artenschutz an Gebäuden
=> Lebensraum Betriebsareal
 
 
Warum Dachbegrünungen?
 
•   Grünanlagen auf Dächern wirken positiv auf das Lokalklima: Vorteile sind Luftbefeuchtung durch langsam verdunstendes Wasser, Staubfilterung, Lufterneuerung und Strahlungsschutz durch Pflanzen und nicht zuletzt Schallschutz.
 
•   Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen.
 
•   Dachbegrünungen verbessern die Wärmedämmung – bis zu 2 Liter Heizöl pro m² und Jahr lassen sich einsparen. (weitere Informationen)
 
•   Begrünungen tragen durch die Wasseraufnahme auch zum Hochwasserschutz bei. Je nach Schichtstärke werden im Jahr etwa 60 bis 85 % der Niederschläge aufgenommen. Dies führt zu einer deutlichen Entlastung der Kanalisation. Außerdem lassen sich dadurch Kosten für Entwässerungseinrichtungen und die Abwasserbeseitigung reduzieren.
 
•   Die Lebensdauer des Daches wird verlängert, weil die Pflanzen und das Substrat die Temperaturunterschiede an der Dachoberfläche verringern. Dächer werden so weniger strapaziert.
 
•   Begehbare Dächer sind Grünflächen mit hohem Erholungs- und Erlebniswert.
 
 
Was ist zu beachten?
 
Nicht jedes Dach ist für eine nachträgliche Begrünung geeignet. Entscheidend sind die Konstruktionsweise und die Dachneigung. Die Dachkonstruktion muss die zusätzliche Last tragen können (Statik!).
 
•   Das Gewicht einer Dachbegrünung hängt von der Art des Substrates bzw dessen Höhe ab – 5 cm Kies oder 8 cm Ziegelbruch mit Humuserde wiegen jeweils etwa 100 kg/m². Darüber hinaus ist noch die Schneelast mit 150-200 kg/m² zu berücksichtigen.
 
•   Für die Entwässerung ist eine Dachneigung von mindestens 1,7 % notwendig. Gründächer müssen Wind- und Wirbelstürmen standhalten: Für Randbereiche sind daher schwere Materialien wie Kies und Rasengitter zu verwenden.
 
•   Vor einer Dachbegrünung sind in jedem Fall Expertisen von Fachleuten einzuholen.
 
 
Möglichkeiten der Dachbegrünung
 
Intensive und extensive Gründächer unterscheiden sich hinsichtlich Pflanzenwahl, Substratmächtigkeit und Pflegebedarf.
 
•   Intensivbegrünung: Dächer oder Terrassen mit mehrschichtigem Aufbau.
Vegetations- und Entwässerungsschicht werden durch eine Filterschicht (Vlies) getrennt. Die Aufbauhöhe beträgt 20-150 (250) cm, das Gesamtgewicht kann bis zu 1500 kg/m² betragen. Bei dieser aufwändigen Form der Dachbegrünung sind den Bepflanzungen kaum Grenzen gesetzt. Die Intensivbegrünung schafft Gartenlandschaften auf der Dachoberfläche.
 
•   Extensivbegrünung: Dächer oder Terrassen mit einschichtigem Aufbau. Ein Stoffgemisch erfüllt hier gleichzeitig die Vegetations- und Entwässerungsfunktion. Die Aufbauhöhe des Substrats beträgt 2-20 cm. Geeignete Pflanzen sind Moose, anspruchslose Gräser oder trockenresistente Blumen wie Mauerpfeffer. Der Pflegeaufwand ist gering. Extensivbegrünungen eignen sich für große Dachflächen mit geringem gärtnerischem Nutzen – etwa Dächer von Industriegebäuden und Einkaufszentren. Aber auch kleine Vordächer können extensiv begrünt werden.
Damit sich die gewünschte trockenresistente Vegetation magerer Standorte einstellt, ist auf humusarmes, mineralisches Substrat zu achten. Hohe Nährstoffgehalte fördern nämlich schnellwüchsige Pflanzenarten, deren Bestände in Trockenperioden zusammenbrechen; zudem werden die Nährstoffe leicht ausgewaschen und belasten das Dachabwasser. Eine Förderung standortgerechter, heimischer Pflanzen ist durch eine Begrünung mit frischem Schnittgut einer Trockenwiese aus der Region möglich.
Je vielfältiger ein Dach strukturiert ist, desto mehr Arten können sich ansiedeln. Sturmfest verankerte Holzstücke, Steine, Sandhügel oder gar Steinhaufen an besonders tragfähigen Stellen fördern die Vielfalt auf dem Dach.
 
 
Lebensraum Gründach
 
Aus ökologischer Sicht sind vor allem extensive Dachbegrünungen wertvoll, da sie hoch spezialisierten Arten Lebensraum bieten, vor allem Trockenheit liebenden Pflanzen und Insekten, zu denen beispielsweise Wildbienen und Schmetterlinge zählen. Besonders interessant sind auch unbepflanzte Kiesdächer. In der Schweiz werden immer wieder Bruten des Kiebitz, eines bedrohten Wiesenvogels, auf Flachdächern nachgewiesen. Der Bruterfolg ist allerdings sehr gering – die Flachdächer sind zwar geeignete Neststandorte, für die Jungenaufzucht sind sie aber kaum geeignet: Mangel an Deckung, Wasser und vermutlich auch Nahrung führen meist sehr schnell zum Tod der Jungen.
 
 
Unterlagen / Links
 
F. Fricke & K. Zwerger (2004): Gründächer und Dachgärten. Der NÖ Naturgarten-Ratgeber Natur im Garten – Gesund halten, was uns gesund hält 21, Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung, St. Pölten, 16 S., Download auf silo.tips
A. Beins-Fanke & J. Heeb (1995): Begrünte Dächer. Ökologische Nischen und Ausgleichsflächen im Siedlungsraum unter besonderer Berücksichtigung der Extensivbegrünung. Schriftenreihe Umwelt Nr. 216, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern, 57 S.
J. Eppel, W. Kolb, T. Schwarz & A. Eppel-Hotz (2005): Dächer – grün und lebendig. Praxisratgeber Extensivbegrünung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Würzburg/Veitshöchheim, Download pdf (676 kb)
J. Eppel, W. Kolb, T. Schwarz & A. Eppel-Hotz (2005): Dächer – nutzen und erleben. Praxisratgeber Intensivbegrünung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Würzburg/Veitshöchheim, Download pdf (841 kb)
Baudepartement des Kantons Basel-Stadt, Amt für Umwelt und Energie & Stadtgärtnerei und Friedhöfe: Naturschutz auf Dachbegrünungen in Verbindung mit Solaranlagen. Download auf docplayer.org
H. Salchegger & M. Schweiggl: Grüne Dächer. Berufsbildung 22, Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg - Abteilung 22: Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung, Bozen, Download pdf (2.510 kb)
Verband für Bauwerksbegrünung Österreich: www.gruenstattgrau.org
Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung: www.sfg-gruen.ch
Fachvereinigung Bauwerksbegrünung: www.gebaeudegruen.info/
M. Köhler, G. Barth, T. Brandwein, D. Gast, H. G. Joger, U. Seitz & K. Vowinkel (1993): Fassaden- und Dachbegrünung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 329 S.
 
 
letzte Änderung Jänner 2012, © UMG
 
   

 
 
Gründächer
Naturschutz auf höchstem Niveau
 
Gründächer bringen mehr Natur in Dörfer und Städte. Bis zu einem gewissen Grad können Dachbegrünungen sogar Lebensräume ersetzen, die durch die Bebauung verloren gegangen sind.
Für Gemeinden und Betriebe ist die Begrünung von Dächern auf öffentlichen Gebäuden, auf Hoch- und Tiefgaragen und auf größeren Zweckbauten erfolgversprechend. Private können selbst Dachflächen auf Fahrrad- und Holzschuppen, Haustürvordächer, Flachgaragen, Gartenlauben und Gartenhäusern oder Müllboxen mit relativ geringem Aufwand begrünen. Es können übrigens nicht nur Flachdächer, sondern auch Schrägdächer mit einer Neigung bis zu 45° mit einer Dachbegrünung versehen werden. Ab 9° sind allerdings Maßnahmen gegen das Abrutschen der Begrünung nötig.
 
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Warum Dachbegrünungen?
 
•   Grünanlagen auf Dächern wirken positiv auf das Lokalklima: Vorteile sind Luftbefeuchtung durch langsam verdunstendes Wasser, Staubfilterung, Lufterneuerung und Strahlungsschutz durch Pflanzen und nicht zuletzt Schallschutz.
 
•   Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen entstehen.
 
•   Dachbegrünungen verbessern die Wärmedämmung – bis zu 2 Liter Heizöl pro m² und Jahr lassen sich einsparen. (weitere Informationen)
 
•   Begrünungen tragen durch die Wasseraufnahme auch zum Hochwasserschutz bei. Je nach Schichtstärke werden im Jahr etwa 60 bis 85 % der Niederschläge aufgenommen. Dies führt zu einer deutlichen Entlastung der Kanalisation. Außerdem lassen sich dadurch Kosten für Entwässerungseinrichtungen und die Abwasserbeseitigung reduzieren.
 
•   Die Lebensdauer des Daches wird verlängert, weil die Pflanzen und das Substrat die Temperaturunterschiede an der Dachoberfläche verringern. Dächer werden so weniger strapaziert.
 
•   Begehbare Dächer sind Grünflächen mit hohem Erholungs- und Erlebniswert.
 
 
Was ist zu beachten?
 
Nicht jedes Dach ist für eine nachträgliche Begrünung geeignet. Entscheidend sind die Konstruktionsweise und die Dachneigung. Die Dachkonstruktion muss die zusätzliche Last tragen können (Statik!).
 
•   Das Gewicht einer Dachbegrünung hängt von der Art des Substrates bzw dessen Höhe ab – 5 cm Kies oder 8 cm Ziegelbruch mit Humuserde wiegen jeweils etwa 100 kg/m². Darüber hinaus ist noch die Schneelast mit 150-200 kg/m² zu berücksichtigen.
 
•   Für die Entwässerung ist eine Dachneigung von mindestens 1,7 % notwendig. Gründächer müssen Wind- und Wirbelstürmen standhalten: Für Randbereiche sind daher schwere Materialien wie Kies und Rasengitter zu verwenden.
 
•   Vor einer Dachbegrünung sind in jedem Fall Expertisen von Fachleuten einzuholen.
 
 
Möglichkeiten der Dachbegrünung
 
Intensive und extensive Gründächer unterscheiden sich hinsichtlich Pflanzenwahl, Substratmächtigkeit und Pflegebedarf.
 
•   Intensivbegrünung: Dächer oder Terrassen mit mehrschichtigem Aufbau.
Vegetations- und Entwässerungsschicht werden durch eine Filterschicht (Vlies) getrennt. Die Aufbauhöhe beträgt 20-150 (250) cm, das Gesamtgewicht kann bis zu 1500 kg/m² betragen. Bei dieser aufwändigen Form der Dachbegrünung sind den Bepflanzungen kaum Grenzen gesetzt. Die Intensivbegrünung schafft Gartenlandschaften auf der Dachoberfläche.
 
•   Extensivbegrünung: Dächer oder Terrassen mit einschichtigem Aufbau. Ein Stoffgemisch erfüllt hier gleichzeitig die Vegetations- und Entwässerungsfunktion. Die Aufbauhöhe des Substrats beträgt 2-20 cm. Geeignete Pflanzen sind Moose, anspruchslose Gräser oder trockenresistente Blumen wie Mauerpfeffer. Der Pflegeaufwand ist gering. Extensivbegrünungen eignen sich für große Dachflächen mit geringem gärtnerischem Nutzen – etwa Dächer von Industriegebäuden und Einkaufszentren. Aber auch kleine Vordächer können extensiv begrünt werden.
Damit sich die gewünschte trockenresistente Vegetation magerer Standorte einstellt, ist auf humusarmes, mineralisches Substrat zu achten. Hohe Nährstoffgehalte fördern nämlich schnellwüchsige Pflanzenarten, deren Bestände in Trockenperioden zusammenbrechen; zudem werden die Nährstoffe leicht ausgewaschen und belasten das Dachabwasser. Eine Förderung standortgerechter, heimischer Pflanzen ist durch eine Begrünung mit frischem Schnittgut einer Trockenwiese aus der Region möglich.
Je vielfältiger ein Dach strukturiert ist, desto mehr Arten können sich ansiedeln. Sturmfest verankerte Holzstücke, Steine, Sandhügel oder gar Steinhaufen an besonders tragfähigen Stellen fördern die Vielfalt auf dem Dach.
 
 
Lebensraum Gründach
 
Aus ökologischer Sicht sind vor allem extensive Dachbegrünungen wertvoll, da sie hoch spezialisierten Arten Lebensraum bieten, vor allem Trockenheit liebenden Pflanzen und Insekten, zu denen beispielsweise Wildbienen und Schmetterlinge zählen. Besonders interessant sind auch unbepflanzte Kiesdächer. In der Schweiz werden immer wieder Bruten des Kiebitz, eines bedrohten Wiesenvogels, auf Flachdächern nachgewiesen. Der Bruterfolg ist allerdings sehr gering – die Flachdächer sind zwar geeignete Neststandorte, für die Jungenaufzucht sind sie aber kaum geeignet: Mangel an Deckung, Wasser und vermutlich auch Nahrung führen meist sehr schnell zum Tod der Jungen.
 
 
Unterlagen / Links
 
F. Fricke & K. Zwerger (2004): Gründächer und Dachgärten. Der NÖ Naturgarten-Ratgeber Natur im Garten – Gesund halten, was uns gesund hält 21, Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung, St. Pölten, 16 S., Download auf silo.tips
A. Beins-Fanke & J. Heeb (1995): Begrünte Dächer. Ökologische Nischen und Ausgleichsflächen im Siedlungsraum unter besonderer Berücksichtigung der Extensivbegrünung. Schriftenreihe Umwelt Nr. 216, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern, 57 S.
J. Eppel, W. Kolb, T. Schwarz & A. Eppel-Hotz (2005): Dächer – grün und lebendig. Praxisratgeber Extensivbegrünung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Würzburg/Veitshöchheim, Download pdf (676 kb)
J. Eppel, W. Kolb, T. Schwarz & A. Eppel-Hotz (2005): Dächer – nutzen und erleben. Praxisratgeber Intensivbegrünung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Würzburg/Veitshöchheim, Download pdf (841 kb)
Baudepartement des Kantons Basel-Stadt, Amt für Umwelt und Energie & Stadtgärtnerei und Friedhöfe: Naturschutz auf Dachbegrünungen in Verbindung mit Solaranlagen. Download auf docplayer.org
H. Salchegger & M. Schweiggl: Grüne Dächer. Berufsbildung 22, Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg - Abteilung 22: Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung, Bozen, Download pdf (2.510 kb)
Verband für Bauwerksbegrünung Österreich: www.gruenstattgrau.org
Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung: www.sfg-gruen.ch
Fachvereinigung Bauwerksbegrünung: www.gebaeudegruen.info/
M. Köhler, G. Barth, T. Brandwein, D. Gast, H. G. Joger, U. Seitz & K. Vowinkel (1993): Fassaden- und Dachbegrünung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 329 S.  
 

 


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www.naturtipps.com/gruendach.html
Stand Jänner 2012