Schutz der Fledermäuse
Dorf, Wald und Gewässer als Lebensraum
Fledermäuse zählen in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen – die Vernichtung von Wochenstuben und Winterquartieren und der Rückgang geeigneter Jagdbiotope, oft kombiniert mit dem Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln, macht ihnen das Leben schwer.
Immer noch gibt es viele Menschen, die sich vor Fledermäusen fürchten und kein Verständnis für ihren Erhalt aufbringen. Zu unrecht, denn die nächtlichen Insektenjäger sind völlig harmlos und entpuppen sich bei genauerer Bertachtung als faszinierende Geschöpfe, die dank Echoortung auch im Dunkeln zielgenau ihren Weg finden.
Fledermausschutz im Siedlungsgebiet
Viele Fledermäuse sind Gebäudebewohner. Daher haben Hauseigentümer, Gemeinden und Kirchen große Verantwortung im Fledermausschutz.
• |
Bekannte Fledermausquartiere schützen. Ganz besonders bei Renovierungen Rücksicht nehmen, Störungen vermeiden und Hangplätze erhalten! |
• |
Keine Holzschutzmittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel in Fledermaus- quartieren verwenden. |
• |
Tagesunterschlupfe und Fledermauskästen anbringen, verschlossene Dachböden zugänglich machen.
=> mehr zum Thema Fledermäuse in Gebäuden |
• |
Gärten naturnah bepflanzen: Fledermäuse brauchen nicht nur geeignete ungestörte Sommer- und Winterplätze, sondern auch genügend Insekten als Nahrung. Insekten sind wiederum auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen, die sie vor allem unter einheimischen Pflanzen finden. „Fledermausgärten“ sind vielfältig bepflanzt mit unterschiedlich großen Sträuchern und Bäumen, in denen von März bis November kontinuierlich verschiedene Pflanzen blühen und fruchten und so die notwendigen Lebensgrundlagen für eine Vielzahl von Beuteinsekten bieten.
=> mehr zum Thema Natur im Garten |
• |
Ein Dorfweiher, ein naturnaher Dorfbach, Hecken und Gehölze sind wertvolle Lebensräume im Siedlungsgebiet bzw am Siedlungsrand und gleichzeitig wichtige Jagdbiotope für Fledermäuse. Einzelne, isolierte Naturinseln nützen allerdings wenig – damit sich Fledermäuse dauerhaft ansiedeln können, ist ein ausreichender Jagbiotop-Verbund im und um Dörfer wichtig.
=> mehr zum Thema Naturschutz im Dorf |
Fledermäuse im Wald
Der Lebensraum Wald wird – wenn auch in unterschiedlicher Form – von allen heimischen Arten genutzt. Manche Fledermausarten jagen über dem Waldboden und der Krautschicht, andere in der Strauchschicht und wieder andere in der Stamm- und Kronenschicht. Einige Arten nutzen Baumhöhlen als Wochenstubenquartiere.
• |
Standorttypische Baumarten fördern und auch Sonderstandorte berücksichtigen. |
• |
Naturverjüngung ermöglichen. |
• |
Unterschiedliche Altersklassen durchmischen und Lichtungen schaffen. |
• |
Lokal Umtriebszeit erhöhen und Überhälter, Baum-, Alt- und Totholz in angemessenem Ausmaß stehen lassen. |
• |
Spechtbäume und damit Fledermausbäume fördern. |
• |
Windwurfflächen der natürlichen Sukzession überlassen. |
• |
Den Wald keinesfalls „drainieren“, sondern Tümpel, Quellen und Bäche im Wald erhalten. |
• |
Stufige und natürlich verlaufende Waldränder fördern.
=> mehr zum Thema Waldränder als artenreiche Lebensräume |
• |
Mit Fledermauskästen kann das natürliche Quartierangebot verbessert werden.
=> mehr zum Thema Fledermausnisthilfen im Wald |
=>
mehr zum Thema Wald und Naturschutz
Fledermäuse an Gewässern
Naturnahe Flüsse und Seen sind Lebensräume für zahlreiche Insekten und deshalb für Fledermäuse sehr wertvoll. Wasser- und Teichfledermaus haben sich ganz besonders an die Insektenjagd über offenen Wasserflächen angepasst.
• |
Fließgewässer sollten möglichst frei fließen und auch dynamische Veränderungen durchlaufen, dh Sedimente verfrachten können.
=> mehr zum Thema Renaturierung von Fließgewässern |
• |
Naturnaher Hochwasserschutz erhält Uferanrisse, Flutmulden und Flachwasserzonen und damit kleinräumig unterschiedliche Standortbedingungen. |
• |
Naturnahe Ufer an stehenden Gewässern erhalten, verbaute Ufer revitalisieren. |
• |
Flüsse und Seen bestehen nicht nur aus ihrem Wasserkörper – eine vielfältige und standorttypische Ufervegetation ist wesentlicher Bestandteil eines naturnahen Gewässers – aus Sicht des Fledermausschutzes ist ein üppiger, artenreicher Uferbewuchs mit einer vielfältigen Vertikalstruktur ideal.
=> mehr zum Thema Naturnahe Gewässerpflege
=> mehr zum Thema Gewässerrandstreifen |
• |
An Brücken können meist relativ einfach Spaltenverstecke für Fledermäuse angebracht werden. |
Höhlenquartiere schützen
Höhlen zählen zu den natürlichen Fledermausquartieren und werden auf Grund ihres Mikroklimas von vielen Arten zur Überwinterung genutzt. Aber auch Stollen, Tunnel und Keller entsprechen als von Menschen gemachte Höhlen den Ansprüchen der Fledermäuse.
• |
Störungen vermeiden. |
• |
Müssen Eingänge aus Sicherheitsgründen versperrt werden, „Fledermaus-Gittertore“ anbringen. Der Abstand zwischen den Metallstäben dieser robusten Gitterkonstruktionen ist so groß, dass Fledermäuse problemlos durchfliegen können – entscheidend ist vor allem der Abstand zwischen den Vertikalverstrebungen. Das Mindestmaß für einen freien Durchflug beträgt 50 cm in der Horizontalen (Mausohren haben eine Flügelspannweite von 40 cm) und 11 bis 15 cm in der Vertikalen. |
• |
Sollen unterirdische Räume für Fledermäuse zugänglich gemacht werden, ist zu berücksichtigen, dass Winterquartiere forstfrei und feucht sein müssen. Wichtig sind zudem griffige Decken und Wände mit vielen Versteckmöglichkeiten in Ritzen und Spalten.
=> mehr zum Thema Keller als Fledermausquartiere |
Unterlagen / Links
H.-P. B. Stutz & M. Haffner (1993): Aktiver Fledermausschutz. Band I – Richtlinien für die Erhaltung und Neuschaffung von Fledermaus-Jagbiotopen; Band II – Richtlinien für die Erhaltung und Neuschaffung von Fledermausquartieren in und an Bäumen, Brücken und in Höhlen; Band III – Richtlinien für die Erhaltung und Neuschaffung von Fledermausquartieren in und an Gebäuden. Koordinationsstelle Ost für Fledermausschutz (KOF) und Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz (SSF)
K. Albrecht, M. Hammer, B.-U. Rudolph, F. Bleckmann & O. Wieding (2008): Fledermäuse. Lebensweise, Arten und Schutz. Umwelt Basis, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) und Landesbund für Vogelschutz (LBV), 42 S.,
Download pdf (3.038 kb)
Bauen & Tiere – Fledermäuse:
www.bauen-tiere.ch
F. Bleckmann & B.-U. Rudolph (2013): Fledermäuse und ihre Quartiere schützen. UmweltWissen, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg, 12 S.,
Download pdf (1.060 kb)
M. Blant (1992): Leitfaden zum Schutz der Fledermäuse bei Gebäuderenovationen. Zur Information von Bauherrschaft und Hausbesitzer. Schriftenreihe Umwelt 169, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), 31 S.
J. Teubner, J. Teubner & D. Dolch (2000): Fledermausschutz im Siedlungsbereich. Hinweise zur Biotop- und Landschaftspflege, 2. überarbeitete Aufl., Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL), 11 S.,
Download pdf (240 kb)
G. Reiter & A. Zahn (2006): Leitfaden zur Sanierung von Fledermausquartieren im Alpenraum. INTERREG IIIB-Projekt Lebensraumvernetzung, 132 S.,
Download pdf (5.198kb)
T. Aschoff, M. Holderied, U. Marckmann & V. Runkel (2005): Forstliche Maßnahmen zur Verbesserung von Jagdlebensräumen von Fledermäusen. Abschlussbericht für die Vorlage bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, 70 S.,
Download pdf (3.614 kb)
A. Meschede (2001): Fledermäuse im Wald. Informationen und Empfehlungen für den Waldbewirtschafter. Landschaft als Lebensraum 4, 2. korr. Auflage, Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) und Bundesamt für Naturschutz (BfN), 18 S.,
Download pdf (5.374 kb)
T. Mitchell-Jones, Z. Bihari, M. Masing & L. Rodrigues (2010): Schutz und Management unterirdischer Lebensstätten für Fledermäuse. Eurobats Publication Series 2, 3. aktualisierte Aufl., UNEP/EUROBATS, 40 S.,
Download pdf (1.540 kb)
S. Meyer (2007): Stichwort Fledermausgarten. Stadt Luzern öko-forum, 12 S.,
Download pdf (160 kb)
Tier und Natur – Fledermausschutz:
www.fledermauskunde.de