Vogelschlag
Tod durch Kollision mit Glasscheiben
 
 
Unzählige Vögel sterben infolge von Kollisionen mit Glasscheiben. Glas ist durchsichtig und wird von Vögeln nicht als Hindernis wahrgenommen. Zusätzlich reflektiert Glas die Umgebung und spiegelt die Landschaft. Aber nicht nur Glasfassaden und Fenster sind eine Gefahr, auch an Lärmschutzwänden, Wartehäuschen, Verbindungsgängen oder überdachten Fahrradständern sind Glasscheiben Ursache für den Tod zahlreicher Vögel. Besonders bei modernen Gebäuden ist Vogelschutz eine Herausforderung für Architekten.

 
 
Fenster als Hindernis sichtbar machen
 
•   Bei Fenstern reicht oft schon das Anbringen von Jalousien, Rollos, Gardinen oder Streifenvorhängen. Auch bunte Fensterdekorationen (zB mit Fensterbildern) oder auffällige Aufkleber (zB CollidEscape) erhöhen die Wahrnehmbarkeit für Vögel.
 
•   Prinzipiell gilt, nur eine flächige Markierung hilft. Scharf umrissene Markierungselemente sind besser als ausgefranste Umrisse. Auch ein farblicher Kontrast zum Hintergrund (zB orange oder rot) verbessert die Wirksamkeit.
 
•   Ein Anbringen an der Fensteraußenseite ist besser als an der Innenseite, weil dadurch auch die Reflexion der Umgebung verhindert wird.
 
•   Als sehr wirkungsvoll haben sich senkrechte, 2 cm breite Klebestreifen im Abstand von 10 cm erwiesen. Verwendet man 1 cm breite Klebestreifen, sollte der Abstand zwischen den Streifen 5 cm betragen.
=> Vogelanprall an Glasflächen - geprüfte Muster (1.317 kb)
 
•   Einige Firmen bieten spezielle Vogelschutzfolien an (zB Haverkamp, Birdtape)
 
•   Bestehende Glasflächen können auch mit einem Sandstrahlgebläse flächig oder in Form eines Streifenmusters oder Rasters mattiert werden.
 
•   Auch das Anbringen feinmaschiger Netze (zB Bird Screens) oder Schnurmarkierungen (zB Acopian BordSavers) außen vor den Glasflächen wirkt.
 
•   Viele Vögel können UV-Licht wahrnehmen – insbesondere bei der Partnerwahl und bei der Nahrungssuche liefert UV-Licht wichtige Informationen (weitere Informationen). Auch Staub absorbiert UV-Licht. Möglicherweise ist dies ein Grund, warum Vögel schmutzige Fenster besser sehen als saubere. Bei Bürogebäuden mit flächigen Glasfassaden wird empfohlen, nur einmal möglichst früh im Jahr zu reinigen. In manchen Fällen hat auch das Betupfen von Fenstern mit Sonnencreme, die ebenfalls UV-Licht reflektiert, geholfen. Auch transparente Aufkleber und ein Stift (Birdpen), mit dem für den Menschen nahezu unsichtbare UV-Markierungen an Fenstern angebracht werden können, sind erhältlich. Die Wirksamkeit des Birdpens wird in Fachkreisen diskutiert, dürfte in der Praxis aber sehr gering sein (Steiof et al. 2017).
 
•   Ungeeignet sind schwarze Greifvogel-Silhouetten. Sie haben keine abschreckende Wirkung auf Singvögel und sind oft nur schwer erkennbar.
 
 
Großflächige Glasflächen vermeiden
 
Beim Neubau sollten große Glasflächen von vornherein vermieden werden.
 
•   Milchglas, Kathedralen-Glas, Glasbausteine, mattiertes oder strukturiertes Glas sind Alternativen, wenn es nur um Licht geht und Sicht nebensächlich ist.
 
•   Anstatt seitlicher Fenster können Oberlichter eingesetzt werden.
 
•   Es sollte prinzipiell nur reflexionsarmes Glas verwendet werden.
 
•   Mehrere Hersteller bieten spezielles Vogelschutzflas an, das Vögeln besser wahrgenommen wird als herkömmliches Fensterglas (zB Eckelt Glas, Glaströsch, Isolar).
 
•   Auch die Unterteilung der Fenster mit Sprossen hilft, Vogelschlag zu vermeiden.
 
•   Nach außen geneigte Scheiben sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um zu verhindern, dass Vögel in eine Glasfront fliegen. Allerdings muss der Winkel mindestens 20° betragen.
 
•   Wenn große Glasflächen unumgänglich sind, sollte die Umgebung möglichst unattraktiv für Vögel gestaltet werden; dh zB, dass keine Bäume und Sträucher gepflanzt werden. An transparenten Lärmschutzwänden mit Begrünung ist die Kollisionsrate bis zu viermal höher als an gehölzfreien Strecken.
 
 
Was tun mit Vogelschlagopfern?
 
Fliegen Vögel mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Glasscheibe, führt der Zusammenstoß meist sofort zum Tod durch Genickbruch oder Hirntrauma. Bei einer Kollision mit geringer Geschwindigkeit überleben die Tiere oft. Sie sitzen danach oft völlig regelungslos am Boden und sind wehrlose Opfer für Katzen und Hunde. Solche Vögel lassen sich problemlos einfangen:
 
•   Sind keine äußeren Verletzungen erkennbar, setzt man den Vogel in einen verschließbaren, mit Luftlöchern versehenen Karton oder eine Kiste mit glatten Wänden (auf keinen Fall in einen Gitterkäfig) und lässt ihn an einem ruhigen, abgedunkelten, nicht zu kalten Ort für einige Zeit in Ruhe.
 
•   Nach einiger Zeit kann versucht werden, ihn wieder frei zu lassen. Wenn der Vogel nicht ernsthaft verletzt ist, hat er sich inzwischen wieder erholt und fliegt davon.
 
•   Hat sich sein Zustand nicht gebessert oder sogar verschlechtert, leidet er wahrscheinlich an inneren Verletzungen. Genauso wie bei erkennbaren äußeren Verletzungen kann ein Tierarzt, ein Tierauffang- und Pflegestation, eine Vogelwarte oder ein Zoo weiterhelfen. Die Überlebenschancen für das Tier stehen allerdings schlecht.
 
 
Unterlagen / Links
 
H. Schmid (2006): Vogelkiller Glas. Merkblatt der Schweizerische Vogelwarte Sempach, 4 S., Download auf www.vogelglas.info
A. von Lindeiner, M. Nipkow & A. Schneider (2010): Glasflächen und Vogelschutz. Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Möglichkeiten für nachträgliche Schutzmaßnahmen. Landesbund für Vogelschutz in Bayern und NABU-Bundesverband, 27 S., Download pdf (2.814 kb)
Schmid, H., W. Doppler, D. Heynen & M. Rössler (2012): Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht. 2., überarb. Aufl., Schweizerische Vogelwarte, Sempach, 49 S., Download pdf (8.854 kb)
F. Bleckmann & B.-U. Rudolph (2010): Vogelschlag an Glasflächen vermeiden. UmweltWissen, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg, 12 S., Download pdf (1.460 kb)
P. Waldburger (2007): Glas und Vogelschutz. Vertiefungsarbeit Masterkurs Architektur, Fachhochschule Zentralschweiz und Fachhochschule Nordwestschweiz, 32 S., Download auf docplayer.org
Wiener Umweltanwaltschaft – Vogelanprall an Glasflächen: wua-wien.at
K. Steiof, R. Altenkamp & K. Baganz (2017): Vogelschlag an Glasflächen: Schlagopfermonitoring im Land Berlin und Empfehlungen für künftige Erfassungen. Berichte zum Vogelschutz 53/54: 69-95
C. Sheppard (2015): Bird-Friendly Building Design. American Bird Conservancy, The Plains, 58 S., Download pdf (3.721 kb)
N. Zbinden (2003): Verletzte und kranke Vögel – Was tun? Merkblatt für die Vogelschutzpraxis, SVS & Schweizerische Vogelwarte, Download pdf (137 kb)
 
 
letzte Änderung Mai 2018, © UMG
 
   

 
 
Vogelschlag
Tod durch Kollision mit Glasscheiben
 
Unzählige Vögel sterben infolge von Kollisionen mit Glasscheiben. Glas ist durchsichtig und wird von Vögeln nicht als Hindernis wahrgenommen. Zusätzlich reflektiert Glas die Umgebung und spiegelt die Landschaft. Aber nicht nur Glasfassaden und Fenster sind eine Gefahr, auch an Lärmschutzwänden, Wartehäuschen, Verbindungsgängen oder überdachten Fahrradständern sind Glasscheiben Ursache für den Tod zahlreicher Vögel. Besonders bei modernen Gebäuden ist Vogelschutz eine Herausforderung für Architekten.
 
 
Fenster als Hindernis sichtbar machen
 
•   Bei Fenstern reicht oft schon das Anbringen von Jalousien, Rollos, Gardinen oder Streifenvorhängen. Auch bunte Fensterdekorationen (zB mit Fensterbildern) oder auffällige Aufkleber (zB CollidEscape) erhöhen die Wahrnehmbarkeit für Vögel.
 
•   Prinzipiell gilt, nur eine flächige Markierung hilft. Scharf umrissene Markierungselemente sind besser als ausgefranste Umrisse. Auch ein farblicher Kontrast zum Hintergrund (zB orange oder rot) verbessert die Wirksamkeit.
 
•   Ein Anbringen an der Fensteraußenseite ist besser als an der Innenseite, weil dadurch auch die Reflexion der Umgebung verhindert wird.
 
•   Als sehr wirkungsvoll haben sich senkrechte, 2 cm breite Klebestreifen im Abstand von 10 cm erwiesen. Verwendet man 1 cm breite Klebestreifen, sollte der Abstand zwischen den Streifen 5 cm betragen.
=> Vogelanprall an Glasflächen - geprüfte Muster (1.317 kb)
 
•   Einige Firmen bieten spezielle Vogelschutzfolien an (zB Haverkamp, Birdtape)
 
•   Bestehende Glasflächen können auch mit einem Sandstrahlgebläse flächig oder in Form eines Streifenmusters oder Rasters mattiert werden.
 
•   Auch das Anbringen feinmaschiger Netze (zB Bird Screens) oder Schnurmarkierungen (zB Acopian BordSavers) außen vor den Glasflächen wirkt.
 
•   Viele Vögel können UV-Licht wahrnehmen – insbesondere bei der Partnerwahl und bei der Nahrungssuche liefert UV-Licht wichtige Informationen (weitere Informationen). Auch Staub absorbiert UV-Licht. Möglicherweise ist dies ein Grund, warum Vögel schmutzige Fenster besser sehen als saubere. Bei Bürogebäuden mit flächigen Glasfassaden wird empfohlen, nur einmal möglichst früh im Jahr zu reinigen. In manchen Fällen hat auch das Betupfen von Fenstern mit Sonnencreme, die ebenfalls UV-Licht reflektiert, geholfen. Auch transparente Aufkleber und ein Stift (Birdpen), mit dem für den Menschen nahezu unsichtbare UV-Markierungen an Fenstern angebracht werden können, sind erhältlich. Die Wirksamkeit des Birdpens wird in Fachkreisen diskutiert, dürfte in der Praxis aber sehr gering sein (Steiof et al. 2017).
 
•   Ungeeignet sind schwarze Greifvogel-Silhouetten. Sie haben keine abschreckende Wirkung auf Singvögel und sind oft nur schwer erkennbar.
 
 
Großflächige Glasflächen vermeiden
 
Beim Neubau sollten große Glasflächen von vornherein vermieden werden.
 
•   Milchglas, Kathedralen-Glas, Glasbausteine, mattiertes oder strukturiertes Glas sind Alternativen, wenn es nur um Licht geht und Sicht nebensächlich ist.
 
•   Anstatt seitlicher Fenster können Oberlichter eingesetzt werden.
 
•   Es sollte prinzipiell nur reflexionsarmes Glas verwendet werden.
 
•   Mehrere Hersteller bieten spezielles Vogelschutzflas an, das Vögeln besser wahrgenommen wird als herkömmliches Fensterglas (zB Eckelt Glas, Glaströsch, Isolar).
 
•   Auch die Unterteilung der Fenster mit Sprossen hilft, Vogelschlag zu vermeiden.
 
•   Nach außen geneigte Scheiben sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um zu verhindern, dass Vögel in eine Glasfront fliegen. Allerdings muss der Winkel mindestens 20° betragen.
 
•   Wenn große Glasflächen unumgänglich sind, sollte die Umgebung möglichst unattraktiv für Vögel gestaltet werden; dh zB, dass keine Bäume und Sträucher gepflanzt werden. An transparenten Lärmschutzwänden mit Begrünung ist die Kollisionsrate bis zu viermal höher als an gehölzfreien Strecken.
 
 
Was tun mit Vogelschlagopfern?
 
Fliegen Vögel mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Glasscheibe, führt der Zusammenstoß meist sofort zum Tod durch Genickbruch oder Hirntrauma. Bei einer Kollision mit geringer Geschwindigkeit überleben die Tiere oft. Sie sitzen danach oft völlig regelungslos am Boden und sind wehrlose Opfer für Katzen und Hunde. Solche Vögel lassen sich problemlos einfangen:
 
•   Sind keine äußeren Verletzungen erkennbar, setzt man den Vogel in einen verschließbaren, mit Luftlöchern versehenen Karton oder eine Kiste mit glatten Wänden (auf keinen Fall in einen Gitterkäfig) und lässt ihn an einem ruhigen, abgedunkelten, nicht zu kalten Ort für einige Zeit in Ruhe.
 
•   Nach einiger Zeit kann versucht werden, ihn wieder frei zu lassen. Wenn der Vogel nicht ernsthaft verletzt ist, hat er sich inzwischen wieder erholt und fliegt davon.
 
•   Hat sich sein Zustand nicht gebessert oder sogar verschlechtert, leidet er wahrscheinlich an inneren Verletzungen. Genauso wie bei erkennbaren äußeren Verletzungen kann ein Tierarzt, ein Tierauffang- und Pflegestation, eine Vogelwarte oder ein Zoo weiterhelfen. Die Überlebenschancen für das Tier stehen allerdings schlecht.
 
 
Unterlagen / Links
 
H. Schmid (2006): Vogelkiller Glas. Merkblatt der Schweizerische Vogelwarte Sempach, 4 S., Download auf www.vogelglas.info
A. von Lindeiner, M. Nipkow & A. Schneider (2010): Glasflächen und Vogelschutz. Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Möglichkeiten für nachträgliche Schutzmaßnahmen. Landesbund für Vogelschutz in Bayern und NABU-Bundesverband, 27 S., Download pdf (2.814 kb)
Schmid, H., W. Doppler, D. Heynen & M. Rössler (2012): Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht. 2., überarb. Aufl., Schweizerische Vogelwarte, Sempach, 49 S., Download pdf (8.854 kb)
F. Bleckmann & B.-U. Rudolph (2010): Vogelschlag an Glasflächen vermeiden. UmweltWissen, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg, 12 S., Download pdf (1.460 kb)
P. Waldburger (2007): Glas und Vogelschutz. Vertiefungsarbeit Masterkurs Architektur, Fachhochschule Zentralschweiz und Fachhochschule Nordwestschweiz, 32 S., Download auf docplayer.org
Wiener Umweltanwaltschaft – Vogelanprall an Glasflächen: wua-wien.at
K. Steiof, R. Altenkamp & K. Baganz (2017): Vogelschlag an Glasflächen: Schlagopfermonitoring im Land Berlin und Empfehlungen für künftige Erfassungen. Berichte zum Vogelschutz 53/54: 69-95
C. Sheppard (2015): Bird-Friendly Building Design. American Bird Conservancy, The Plains, 58 S., Download pdf (3.721 kb)
N. Zbinden (2003): Verletzte und kranke Vögel – Was tun? Merkblatt für die Vogelschutzpraxis, SVS & Schweizerische Vogelwarte, Download pdf (137 kb)  
 

 


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www.naturtipps.com/vogelschlag.html
Stand Mai 2018