Quellen
Grenzlebensräume zwischen Grundwasser und Bach
 
 
Quellen bilden die Bindeglieder zwischen Grundwässern und Fließgewässern. Ihre Erscheinungsform ist sehr variabel – Geologie, Geländeform, Niederschlagsverhältnisse und angrenzende Lebensräume sind die prägenden Einflussfaktoren für Quellen und ihre Lebensgemeinschaften.
Aus Sturz- oder Fließquellen strömt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit, in Tümpelquellen bzw Quelltöpfen tritt das Wasser am Grund einer Mulde an die Oberfläche, Sickerquellen bilden durch zahlreiche kleine Wasseraustritte einen Quellsumpf. Solequellen sind durch eine hohe Chlorid-Konzentration, Gipsquellen durch trübes Wasser, Schwefelquellen durch große Sulfatgehalte und Thermalquellen durch hohe Wassertemperaturen gekennzeichnet.
 
 
Quellen als spezielle Lebensräume
 
•   In Mitteleuropa sind viele Quellen konstant kalt und nährstoffarm. Der Einfluss der Jahreszeiten ist in diesen ausgeglichenen Lebensräumen stark abgeschwächt.
 
•   In Quellen leben hoch spezialisierte Arten. In Europa kommen weit über 400 verschiedene Kleintierarten bevorzugt oder ausschließlich in Quellen vor. Das kalte und nährstoffarme Wasser von Fließquellen ist Lebensraum für zahlreiche speziell angepasste Tierarten.
 
•   In der Nähe von Sturzquellen sind Spritzwasserzonen Lebensraum für nässebedürftige Organismen. Bei kalkreichem Wasser sind sie häufig mit Starknervmoos (Cratoneuron commutatum) bewachsen, das Kalktuff bildet.
 
•   Quellen sind Inselbiotope – der nächste intakte Quelllebensraum ist oft viele Kilometer weit entfernt. Die Besiedlung von neuen Quellbiotopen ist für die meisten Quellbewohner daher sehr schwierig.
 
•   Aufgrund ihrer Kleinflächigkeit, ihrer Isoliertheit und ihrer besonderen Ökologie sind Quellen sehr störungsempfindliche Lebensräume.
 
•   Viele Quellen wurden in der Vergangenheit gefasst. Auch die verbliebenen befinden sich oft in einem naturfernen Zustand. Intakte Quelllebensräume sind selten geworden und stark gefährdet!
 
 
Die wichtigsten Gefährdungsursachen
 
•   Fließquellen: Wassernutzung, Quellfassungen, Nährstoffeinträge, Versauerung.
 
•   Tümpelquellen: Fassungsbauwerke, Erholungsnutzung, Fischteiche, Viehtränken, Grundwasserabsenkungen.
 
•   Sickerquellen, Quellsümpfe und -moore: Trittschäden, Drainagen Nutzungsänderung, Nährstoffeinträge.
 
•   Salz- und Thermalquellen: Heilbadnutzung, Verbauung.
 
 
Schutzmaßnahmen und Renaturierung
 
•   Quellen schützen: Noch erhaltene, naturnahe Quellen konsequent schützen. Keine neuen Quellen fassen, keine Bauwerke um Quellen errichten. Quellen nicht drainieren oder zu (Fisch)Teichen stauen.
 
•   Quellfassungen: Wasserentnahmen auf das Notwendigste beschränken.
 
•   Revitalisierungen: Ablagerungen von Müll, Schutt oder Schnittgut entfernen. Nicht mehr benötigte Trinkwasserfassungen rückbauen.
 
•   Wiesen- und Ackerflächen: Die Umgebung von Quellen extensiv nutzen – auf Düngung und Biozide verzichtetn. Für einen wirksamen Schutz der Quelllebensräume sind Flächen mit einem Radius von 5 bis 8 m, besser 15 m erforderlich. In intensiv genutzten Landschaften ist zusätzlich eine ausreichend große Pufferzone von 10 bis 40 m wichtig.
 
•   Viehweiden: Quellen nicht als Viehtränken nutzen, Quellbereiche durch Zäune vor Trittschäden durch Weidetiere schützen.
 
•   Forstwirtschaft: An Quellen in Laubwäldern nicht mit standortfremden Fichten aufforsten - es besteht Gefahr durch Versauerung und übermäßige Beschattung. Zudem sind die Lebensgemeinschaften der Quellen in Laubwäldern auf den Laubfall angewiesen.
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
•   Baugebiete: Die Quellen in die Umgebungsgestaltung mit einbeziehen, nicht verrohren.
 
•   Freizeit und Erholung: Keine Freizeiteinrichtungen, zB Picknickplätze, Wanderwege, im Quellbereich errichten.
=> mehr zum Thema Freizeit und Sport
 
•   Informations- und Öffentlichkeitsarbeit: Behörden, Grundeigentümer, Bevölkerung und auch Besucher und Wanderer müssen über den Wert und die Sensibilität der Quelllebensräume informiert werden. Dann wird es gelingen, künftig beispielsweise Ablagerungen zu verhindern.
 
•   Erfassung der Quellen: Viele Quellen sind wenig bekannt oder nicht durch Inventare erfasst. Eine Bestandsaufnahme wäre eigentlich der erste Schritt für ein Schutzkonzept für diese sensiblen Lebensräume.
=> mehr zum Thema Naturschutzleitbilder
 
 
Unterlagen / Links
 
J. M. Zollhöfer (1997): Quellen – die unbekannten Biotope im Schweizer Jura und Mittelland: erfassen, bewerten, schützen. Bristol-Schriftenreihe 6, Bristol-Stiftung, Zürich, 153 S.
R. Biss (1999): Quellen und Quellbereiche. Biotope in Baden-Württemberg 12, Ministerium für Ländlichen Raum, Stuttgart, 39 S., Download pdf (7.919 kb)
H. Schindler & W. Frey (2008): Quellen-Leitfaden. Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (MUFV), Mainz, 103 S., Download pdf (9.550 kb)
Alpquellen.com - Interactive Information System: www.alpenquellen.com
D. Küry (2009): Quellen und Quellbäche. Nationalpark 1/2009, S. 48-51
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2008): Aktionsprogramm Quellen in Bayern. Arten- und Lebensraumschutz UmweltSpezial, LfU, Augsburg, Download auf www.bestellen.bayern.de: Teil 1: Bayerischer Quelltypenkatalog, Teil 2: Quellerfassung und -bewertung, Teil 3: Maßnahmenkatalog für den Quellschutz
C. Beierkuhlein & R. Hotzy (1999): Naturschutzfachliche Bewertung von Waldquellen. In: C. Beierkuhlein & T. Gollan (Hrsg.): Ökologie silikatischer Waldquellen in Mitteleuropa. Bayreuther Forum Ökologie 71, S. 247-257, Download pdf (467 kb)
 
 
letzte Änderung März 2009, © UMG
 
   

 
 
Quellen
Grenzlebensräume zwischen Grundwasser und Bach
 
Quellen bilden die Bindeglieder zwischen Grundwässern und Fließgewässern. Ihre Erscheinungsform ist sehr variabel - Geologie, Geländeform, Niederschlagsverhältnisse und angrenzende Lebensräume sind die prägenden Einflussfaktoren für Quellen und ihre Lebensgemeinschaften.
Aus Sturz- oder Fließquellen strömt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit, in Tümpelquellen bzw Quelltöpfen tritt das Wasser am Grund einer Mulde an die Oberfläche, Sickerquellen bilden durch zahlreiche kleine Wasseraustritte einen Quellsumpf. Solequellen sind durch eine hohe Chlorid-Konzentration, Gipsquellen durch trübes Wasser, Schwefelquellen durch große Sulfatgehalte und Thermalquellen durch hohe Wassertemperaturen gekennzeichnet.
 
 
Quellen als spezielle Lebensräume
 
•   In Mitteleuropa sind viele Quellen konstant kalt und nährstoffarm. Der Einfluss der Jahreszeiten ist in diesen ausgeglichenen Lebensräumen stark abgeschwächt.
 
•   In Quellen leben hoch spezialisierte Arten. In Europa kommen weit über 400 verschiedene Kleintierarten bevorzugt oder ausschließlich in Quellen vor. Das kalte und nährstoffarme Wasser von Fließquellen ist Lebensraum für zahlreiche speziell angepasste Tierarten.
 
•   In der Nähe von Sturzquellen sind Spritzwasserzonen Lebensraum für nässebedürftige Organismen. Bei kalkreichem Wasser sind sie häufig mit Starknervmoos (Cratoneuron commutatum) bewachsen, das Kalktuff bildet.
 
•   Quellen sind Inselbiotope – der nächste intakte Quelllebensraum ist oft viele Kilometer weit entfernt. Die Besiedlung von neuen Quellbiotopen ist für die meisten Quellbewohner daher sehr schwierig.
 
•   Aufgrund ihrer Kleinflächigkeit, ihrer Isoliertheit und ihrer besonderen Ökologie sind Quellen sehr störungsempfindliche Lebensräume.
 
•   Viele Quellen wurden in der Vergangenheit gefasst. Auch die verbliebenen befinden sich oft in einem naturfernen Zustand. Intakte Quelllebensräume sind selten geworden und stark gefährdet!
 
 
Die wichtigsten Gefährdungsursachen
 
•   Fließquellen: Wassernutzung, Quellfassungen, Nährstoffeinträge, Versauerung.
 
•   Tümpelquellen: Fassungsbauwerke, Erholungsnutzung, Fischteiche, Viehtränken, Grundwasserabsenkungen.
 
•   Sickerquellen, Quellsümpfe und -moore: Trittschäden, Drainagen Nutzungsänderung, Nährstoffeinträge.
 
•   Salz- und Thermalquellen: Heilbadnutzung, Verbauung.
 
 
Schutzmaßnahmen und Renaturierung
 
•   Quellen schützen: Noch erhaltene, naturnahe Quellen konsequent schützen. Keine neuen Quellen fassen, keine Bauwerke um Quellen errichten. Quellen nicht drainieren oder zu (Fisch)Teichen stauen.
 
•   Quellfassungen: Wasserentnahmen auf das Notwendigste beschränken.
 
•   Revitalisierungen: Ablagerungen von Müll, Schutt oder Schnittgut entfernen. Nicht mehr benötigte Trinkwasserfassungen rückbauen.
 
•   Wiesen- und Ackerflächen: Die Umgebung von Quellen extensiv nutzen – auf Düngung und Biozide verzichtetn. Für einen wirksamen Schutz der Quelllebensräume sind Flächen mit einem Radius von 5 bis 8 m, besser 15 m erforderlich. In intensiv genutzten Landschaften ist zusätzlich eine ausreichend große Pufferzone von 10 bis 40 m wichtig.
 
•   Viehweiden: Quellen nicht als Viehtränken nutzen, Quellbereiche durch Zäune vor Trittschäden durch Weidetiere schützen.
 
•   Forstwirtschaft: An Quellen in Laubwäldern nicht mit standortfremden Fichten aufforsten - es besteht Gefahr durch Versauerung und übermäßige Beschattung. Zudem sind die Lebensgemeinschaften der Quellen in Laubwäldern auf den Laubfall angewiesen.
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
•   Baugebiete: Die Quellen in die Umgebungsgestaltung mit einbeziehen, nicht verrohren.
 
•   Freizeit und Erholung: Keine Freizeiteinrichtungen, zB Picknickplätze, Wanderwege, im Quellbereich errichten.
=> mehr zum Thema Freizeit und Sport
 
•   Informations- und Öffentlichkeitsarbeit: Behörden, Grundeigentümer, Bevölkerung und auch Besucher und Wanderer müssen über den Wert und die Sensibilität der Quelllebensräume informiert werden. Dann wird es gelingen, künftig beispielsweise Ablagerungen zu verhindern.
 
•   Erfassung der Quellen: Viele Quellen sind wenig bekannt oder nicht durch Inventare erfasst. Eine Bestandsaufnahme wäre eigentlich der erste Schritt für ein Schutzkonzept für diese sensiblen Lebensräume.
=> mehr zum Thema Naturschutzleitbilder
 
 
Unterlagen / Links
 
J. M. Zollhöfer (1997): Quellen – die unbekannten Biotope im Schweizer Jura und Mittelland: erfassen, bewerten, schützen. Bristol-Schriftenreihe 6, Bristol-Stiftung, Zürich, 153 S.
R. Biss (1999): Quellen und Quellbereiche. Biotope in Baden-Württemberg 12, Ministerium für Ländlichen Raum, Stuttgart, 39 S., Download pdf (7.919 kb)
H. Schindler & W. Frey (2008): Quellen-Leitfaden. Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (MUFV), Mainz, 103 S., Download pdf (9.550 kb)
Alpquellen.com - Interactive Information System: www.alpenquellen.com
D. Küry (2009): Quellen und Quellbäche. Nationalpark 1/2009, S. 48-51
Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2008): Aktionsprogramm Quellen in Bayern. Arten- und Lebensraumschutz UmweltSpezial, LfU, Augsburg, Download auf www.bestellen.bayern.de: Teil 1: Bayerischer Quelltypenkatalog, Teil 2: Quellerfassung und -bewertung, Teil 3: Maßnahmenkatalog für den Quellschutz
C. Beierkuhlein & R. Hotzy (1999): Naturschutzfachliche Bewertung von Waldquellen. In: C. Beierkuhlein & T. Gollan (Hrsg.): Ökologie silikatischer Waldquellen in Mitteleuropa. Bayreuther Forum Ökologie 71, S. 247-257, Download pdf (467 kb)  
 

 


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www.naturtipps.com/quellen.html
Stand März 2009