Orchideen
Bedrohte Naturschönheiten
 
 
Orchideen zählen zu den am stärksten gefährdeten Pflanzen Europas. Orchideen stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und bevorzugen meist nährstoffarme Standorte. Orchideen sind gute Indikatoren für den ökologischen Zustand unserer Natur. Orchideen sind schön. Dies alles macht Orchideen zu geeigneten Objekten, um in der Bevölkerung für Naturschutz zu werben.

 
 
Spezielle Ansprüche
 
Orchideen gelten als ungewöhnlich, kostbar und geheimnisvoll.
 
•   Orchideen sind die weitaus arten- und formenreichste Gruppe unter den Blütenpflanzen. Weltweit sind rund 25.000 Arten aus etwa 750 Gattungen bekannt – die meisten davon in den Tropen und Subtropen. In Mitteleuropa kommen etwa 70 verschiedene Arten vor.
 
•   Orchideen sind entwicklungsgeschichtlich eine sehr junge Blütenpflanzenfamilie. Es gibt sie „erst“ seit etwa 15 Millionen Jahren. Die Familie der Orchideen steckt noch mitten in der Evolution – ein Umstand der sich in einer sehr großen Variationsbreite vieler Sippen zeigt und die Bestimmung mancher Individuen recht schwierig macht.
 
•   Orchideen kommen erdumspannend in unterschiedlichsten – auch extremen – Lebensräumen vor. Sie gedeihen in warm-feuchten tropischen Klima genauso wie in allen Höhenlagen der Gebirge, an vom Wind gepeitschten Küsten und sogar im Wüstensand. Insbesondere in den Tropen und Subtropen sind viele Arten so genannte Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), die ausschließlich auf anderen Pflanzen wachsen. Wieder andere gedeihen nur auf morschem Holz, auf Felsen oder im Sprühregen von Wasserfällen.
 
•   Auch heimische Arten stellen spezielle Ansprüche an ihre Lebensräume und reagieren empfindlich auf Veränderungen. Viele Arten blühen nach einem niederschlagsarmen Winter oder einem trocken Frühjahr nicht. Starke Populationsschwankungen von Jahr zu Jahr sind nicht ungewöhnlich. Arten wie der Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum) treiben lange Zeit überhaupt nicht und bleiben bis zu zehn Jahre im Verborgenen.
 
•   Orchideen produzieren große Mengen an winzig kleinen Samen, die durch den Wind sehr weit verfrachtet werden können. 100.000 Samen wiegen etwa ein Gramm. Im Gegensatz zu anderen Pflanzensamen enthalten Orchideensamen kein Nährgewebe. Sie keimen daher nur zusammen mit einem Wurzelpilz, der für die Versorgung mit den lebensnotwendigen Nährstoffen sorgt. Es kann bis zu acht Jahren dauern, dass eine Orchidee das erste Mal blüht.
 
•   Manche Orchideenarten, zB Vogelnestwurz, Korallenwurz oder Violetter Dingel, bilden ihr ganzes Leben lang klein Chlorophyll und bleiben als Moderpflanzen zur Gänze vom symbiotischen Pilz abhängig.
 
•   Orchideen zeichnen sich durch einen besonderen Blütenbau aus. Viele Arten sind an ganz bestimmte Insekten angepasst, die ihre Blüten bestäuben. Hierfür werden Blütenform, Farbe und Duft als Lockmittelmittel eingesetzt. Stinkende und nach Aas riechende Arten ziehen Fliegen, wohlriechende locken Schmetterlinge an. Viele Arten haben weiße oder violette Blüten, die von Insekten besonders gut gesehen werden. Nicht immer werden die Bestäubter mit Nektar belohnt – manche Orchideenblüten sind raffinierte Täuschblumen, die die Insekten ohne Belohnung zur Bestäubung zwingen. Wahre Meister der Täuschung sind übrigens Ragwurzarten (Ophrys sp.), die Gestalt, Zeichnung, Behaarung und Sexualduftstoffe weiblicher Hautflügler so perfekt imitieren, dass die männlichen Insekten versuchen, die Blüten zu begatten dabei die Orchideenblüte bestäuben.
 
 
Lebensräume
 
Viele mitteleuropäische Orchideen sind ausgesprochene Kulturfolger, die als lichthungrige Arten in offenen und nährstoffarmen, vom Menschen geschaffenen Lebensräumen vorkommen. Auch im Wald bevorzugen Orchideen lichte Standorte. In schattigen Wäldern können sich nur Moderarten halten, die nicht auf Photosynthese angewiesen sind.
 
Zu den typischen Lebensräumen heimischer Orchideen zählen:
 
•   Magerwiesen
zB Hummelragwurz (Ophrys holoserica), Fliegenragwurz (Ophrys insectifera), Kleines Knabenkraut (Orchis morio), Herbstdrehwurz (Spiranthes spiralis), Brandknabenkraut (Orchis ustulata), Holunderknabenkraut (Dactylorhiza sambucina) oder Wanzenknabenkraut (Orchis coriophora)
 
•   Pfeifengraswiesen
zB Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) oder Helmknabenkraut (Orchis militaris)
 
•   Flach- und Zwischenmoore
zB Sumpfstendelwurz (Epipactis palustris), Traunsteiners Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri), Sumpfglanzkraut (Liparis loeselii), Lappländisches Knabenkraut (Dactylorhiza lapponica ), Sommerdrehwurz (Spiranthes aestivalis) oder Sumpfweichorchis (Hammarbya paludosa)
 
•   Föhrenwälder
zB Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens), Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens), Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Frauenschuh (Cypripedium calceolus) oder Violetter Dingel (Limodorum abortivum)
 
•   Buchenwälder
zB Nestwurz (Neottia nidus-avis), Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra), Blattloser Widerbart (Epipogium aphyllum), Frauenschuh (Cypripedium calceolus), Weißes Waldvöglein Cephalanthera damasonium), Schwertblättriges Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) oder Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata)
 
•   Natürliche Fichtenwälder zB Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), Korallenwurz (Corallorrhiza trifida) oder Kleines Zweiblatt (Listera cordata)
 
•   Bergwiesen, Zwergstrauchheiden und Almweiden
zB Zwergstendel (Chamorchis alpina), Kugelorchis (Traunsteinera globosa), Weiße Höswurz (Pseudorchis albida), Schwarzes Kohlröschen (Nigritella nigra), Rotes Kohlröschen (Nigritella rubra) oder Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride)
 
=> mehr zum Thema Feuchtgebiete
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
 
Rückgangsursachen
 
•   Viele Orchideen kommen in vom Menschen genutzten Lebensräumen vor. Hauptgefährdungsfaktor ist dann der Rückgang traditioneller Bewirtschaftungsformen – einerseits durch die Aufgabe der Nutzung auf Grenzertragsstandorten, anderseits durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (Düngung, intensive Beweidung) in Gunstlagen.
 
•   Heute verändern Stickstoffeinträge über die Luft großräumig nährstoffarme Moore und Magerwiesen. Dies fördert das Wachstum weniger konkurrenzstarker Arten und verdrängt die empfindlichen Orchideen.
 
•   Auch die Überbauung von Orchideenlebensräumen trägt zum Rückgang bei. Insbesondere landwirtschaftlich wenig attraktive, sonnige Hanglagen sind oft bevorzugtes Bauland. Aber auch die Errichtung von Straßen oder Freizeiteinrichtungen wie Skipisten zerstört Lebensräume.
 
•   Im Wald liegen die Ursachen für das Verschwinden von Orchideen ebenfalls in der veränderten Nutzung. Intensive Forstwirtschaft mit standortfremden Monokulturen lässt Orchideen keinen Platz. Umgekehrt trägt auch zu wenig Waldpflege zum Verschwinden bei, wenn dadurch die Beschattung zunimmt. In Laubwäldern wachsen Orchideen manchmal an Waldwegen. Wichtig ist dann, dass die Wegböschungen nicht zu früh gemäht werden.
 
•   Stendelwurz (Epipactis sp.) und Waldvöglein (Cephalanthera sp.) werden gerne von Rehen und Hirschen gefressen. Knollenbildende Arten sind Nahrung für Dachs und Wildschwein. Durch überhöhte Wildbestände kann sich somit auch die Jagdwirtschaft auf Orchideenpopulationen negativ auswirken.
 
•   Immer wieder werden diese geschützten Pflanzen gepflückt oder für den eigenen Garten ausgegraben – ein Vorhaben, das aufgrund der besonderen Ansprüche der Orchideen meist zum Scheitern verurteilt ist.

Orchideenschutz ist nur durch eine angepasste Bewirtschaftung möglich, die den Ansprüchen dieser sensiblen Arten gerecht wird. Hierzu zählen die naturschutzgerechte Pflege von Feuchtwiesen, Magerwiesen und –weiden sowie eine naturnahe Waldwirtschaft, in der aber lokal auch traditionelle Nutzungsformen wie Niederwaldbewirtschaftung Platz finden. Und nicht zuletzt ist Umweltschutz durch die Reduktion der Emissionen, insbesondere des Stickstoffs, ein wesentlicher Beitrag zum Orchideenschutz.
 
 
Unterlagen / Links
 
M. Klüber (2007): Orchideen in der Rhön und ihre Lebensräume schützen – bewahren – pflegen. Biosphärenreservat Rhön, Download pdf (13.770 kb)
H. Presser (2002): Die Orchideen Mitteleuropas und der Alpen. Variabilität – Biotope – Gefährdung. 2., völlig überarb. u. erw. Aufl., Ecomed, Landsberg/Lech, 374 S.
H. Kretzschmar (2008): Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder finden und bestimmen. Quelle & Meyer, Wiebelsheim, 285 S.
B. Wartmann (2002): Meister der Täuschung. Faszination einer berühmten Pflanzenfamilie. Ornis – Zeitschrift des Schweizer Vogelschutzes SVS – BirdLife Schweiz 02/2: 4-9
Arbeitskreise Heimische Orchideen (AOH): www.europorchid.de
 
 
letzte Änderung März 2013, © UMG
 
   

 
 
Orchideen
Bedrohte Naturschönheiten
 
Orchideen zählen zu den am stärksten gefährdeten Pflanzen Europas. Orchideen stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und bevorzugen meist nährstoffarme Standorte. Orchideen sind gute Indikatoren für den ökologischen Zustand unserer Natur. Orchideen sind schön. Dies alles macht Orchideen zu geeigneten Objekten, um in der Bevölkerung für Naturschutz zu werben.
 
 
Spezielle Ansprüche
 
Orchideen gelten als ungewöhnlich, kostbar und geheimnisvoll.
 
•   Orchideen sind die weitaus arten- und formenreichste Gruppe unter den Blütenpflanzen. Weltweit sind rund 25.000 Arten aus etwa 750 Gattungen bekannt – die meisten davon in den Tropen und Subtropen. In Mitteleuropa kommen etwa 70 verschiedene Arten vor.
 
•   Orchideen sind entwicklungsgeschichtlich eine sehr junge Blütenpflanzenfamilie. Es gibt sie „erst“ seit etwa 15 Millionen Jahren. Die Familie der Orchideen steckt noch mitten in der Evolution – ein Umstand der sich in einer sehr großen Variationsbreite vieler Sippen zeigt und die Bestimmung mancher Individuen recht schwierig macht.
 
•   Orchideen kommen erdumspannend in unterschiedlichsten – auch extremen – Lebensräumen vor. Sie gedeihen in warm-feuchten tropischen Klima genauso wie in allen Höhenlagen der Gebirge, an vom Wind gepeitschten Küsten und sogar im Wüstensand. Insbesondere in den Tropen und Subtropen sind viele Arten so genannte Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), die ausschließlich auf anderen Pflanzen wachsen. Wieder andere gedeihen nur auf morschem Holz, auf Felsen oder im Sprühregen von Wasserfällen.
 
•   Auch heimische Arten stellen spezielle Ansprüche an ihre Lebensräume und reagieren empfindlich auf Veränderungen. Viele Arten blühen nach einem niederschlagsarmen Winter oder einem trocken Frühjahr nicht. Starke Populationsschwankungen von Jahr zu Jahr sind nicht ungewöhnlich. Arten wie der Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum) treiben lange Zeit überhaupt nicht und bleiben bis zu zehn Jahre im Verborgenen.
 
•   Orchideen produzieren große Mengen an winzig kleinen Samen, die durch den Wind sehr weit verfrachtet werden können. 100.000 Samen wiegen etwa ein Gramm. Im Gegensatz zu anderen Pflanzensamen enthalten Orchideensamen kein Nährgewebe. Sie keimen daher nur zusammen mit einem Wurzelpilz, der für die Versorgung mit den lebensnotwendigen Nährstoffen sorgt. Es kann bis zu acht Jahren dauern, dass eine Orchidee das erste Mal blüht.
 
•   Manche Orchideenarten, zB Vogelnestwurz, Korallenwurz oder Violetter Dingel, bilden ihr ganzes Leben lang klein Chlorophyll und bleiben als Moderpflanzen zur Gänze vom symbiotischen Pilz abhängig.
 
•   Orchideen zeichnen sich durch einen besonderen Blütenbau aus. Viele Arten sind an ganz bestimmte Insekten angepasst, die ihre Blüten bestäuben. Hierfür werden Blütenform, Farbe und Duft als Lockmittelmittel eingesetzt. Stinkende und nach Aas riechende Arten ziehen Fliegen, wohlriechende locken Schmetterlinge an. Viele Arten haben weiße oder violette Blüten, die von Insekten besonders gut gesehen werden. Nicht immer werden die Bestäubter mit Nektar belohnt – manche Orchideenblüten sind raffinierte Täuschblumen, die die Insekten ohne Belohnung zur Bestäubung zwingen. Wahre Meister der Täuschung sind übrigens Ragwurzarten (Ophrys sp.), die Gestalt, Zeichnung, Behaarung und Sexualduftstoffe weiblicher Hautflügler so perfekt imitieren, dass die männlichen Insekten versuchen, die Blüten zu begatten dabei die Orchideenblüte bestäuben.
 
 
Lebensräume
 
Viele mitteleuropäische Orchideen sind ausgesprochene Kulturfolger, die als lichthungrige Arten in offenen und nährstoffarmen, vom Menschen geschaffenen Lebensräumen vorkommen. Auch im Wald bevorzugen Orchideen lichte Standorte. In schattigen Wäldern können sich nur Moderarten halten, die nicht auf Photosynthese angewiesen sind.
 
Zu den typischen Lebensräumen heimischer Orchideen zählen:
 
•   Magerwiesen
zB Hummelragwurz (Ophrys holoserica), Fliegenragwurz (Ophrys insectifera), Kleines Knabenkraut (Orchis morio), Herbstdrehwurz (Spiranthes spiralis), Brandknabenkraut (Orchis ustulata), Holunderknabenkraut (Dactylorhiza sambucina) oder Wanzenknabenkraut (Orchis coriophora)
 
•   Pfeifengraswiesen
zB Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) oder Helmknabenkraut (Orchis militaris)
 
•   Flach- und Zwischenmoore
zB Sumpfstendelwurz (Epipactis palustris), Traunsteiners Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri), Sumpfglanzkraut (Liparis loeselii), Lappländisches Knabenkraut (Dactylorhiza lapponica ), Sommerdrehwurz (Spiranthes aestivalis) oder Sumpfweichorchis (Hammarbya paludosa)
 
•   Föhrenwälder
zB Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens), Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens), Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Frauenschuh (Cypripedium calceolus) oder Violetter Dingel (Limodorum abortivum)
 
•   Buchenwälder
zB Nestwurz (Neottia nidus-avis), Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra), Blattloser Widerbart (Epipogium aphyllum), Frauenschuh (Cypripedium calceolus), Weißes Waldvöglein Cephalanthera damasonium), Schwertblättriges Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) oder Violette Stendelwurz (Epipactis purpurata)
 
•   Natürliche Fichtenwälder zB Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), Korallenwurz (Corallorrhiza trifida) oder Kleines Zweiblatt (Listera cordata)
 
•   Bergwiesen, Zwergstrauchheiden und Almweiden
zB Zwergstendel (Chamorchis alpina), Kugelorchis (Traunsteinera globosa), Weiße Höswurz (Pseudorchis albida), Schwarzes Kohlröschen (Nigritella nigra), Rotes Kohlröschen (Nigritella rubra) oder Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride)
 
=> mehr zum Thema Feuchtgebiete
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz
 
 
Rückgangsursachen
 
•   Viele Orchideen kommen in vom Menschen genutzten Lebensräumen vor. Hauptgefährdungsfaktor ist dann der Rückgang traditioneller Bewirtschaftungsformen – einerseits durch die Aufgabe der Nutzung auf Grenzertragsstandorten, anderseits durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (Düngung, intensive Beweidung) in Gunstlagen.
 
•   Heute verändern Stickstoffeinträge über die Luft großräumig nährstoffarme Moore und Magerwiesen. Dies fördert das Wachstum weniger konkurrenzstarker Arten und verdrängt die empfindlichen Orchideen.
 
•   Auch die Überbauung von Orchideenlebensräumen trägt zum Rückgang bei. Insbesondere landwirtschaftlich wenig attraktive, sonnige Hanglagen sind oft bevorzugtes Bauland. Aber auch die Errichtung von Straßen oder Freizeiteinrichtungen wie Skipisten zerstört Lebensräume.
 
•   Im Wald liegen die Ursachen für das Verschwinden von Orchideen ebenfalls in der veränderten Nutzung. Intensive Forstwirtschaft mit standortfremden Monokulturen lässt Orchideen keinen Platz. Umgekehrt trägt auch zu wenig Waldpflege zum Verschwinden bei, wenn dadurch die Beschattung zunimmt. In Laubwäldern wachsen Orchideen manchmal an Waldwegen. Wichtig ist dann, dass die Wegböschungen nicht zu früh gemäht werden.
 
•   Stendelwurz (Epipactis sp.) und Waldvöglein (Cephalanthera sp.) werden gerne von Rehen und Hirschen gefressen. Knollenbildende Arten sind Nahrung für Dachs und Wildschwein. Durch überhöhte Wildbestände kann sich somit auch die Jagdwirtschaft auf Orchideenpopulationen negativ auswirken.
 
•   Immer wieder werden diese geschützten Pflanzen gepflückt oder für den eigenen Garten ausgegraben – ein Vorhaben, das aufgrund der besonderen Ansprüche der Orchideen meist zum Scheitern verurteilt ist.

Orchideenschutz ist nur durch eine angepasste Bewirtschaftung möglich, die den Ansprüchen dieser sensiblen Arten gerecht wird. Hierzu zählen die naturschutzgerechte Pflege von Feuchtwiesen, Magerwiesen und –weiden sowie eine naturnahe Waldwirtschaft, in der aber lokal auch traditionelle Nutzungsformen wie Niederwaldbewirtschaftung Platz finden. Und nicht zuletzt ist Umweltschutz durch die Reduktion der Emissionen, insbesondere des Stickstoffs, ein wesentlicher Beitrag zum Orchideenschutz.  
 
Unterlagen / Links
 
M. Klüber (2007): Orchideen in der Rhön und ihre Lebensräume schützen – bewahren – pflegen. Biosphärenreservat Rhön, Download pdf (13.779 kb)
H. Presser (2002): Die Orchideen Mitteleuropas und der Alpen. Variabilität – Biotope – Gefährdung. 2., völlig überarb. u. erw. Aufl., Ecomed, Landsberg/Lech, 374 S.
H. Kretzschmar (2008): Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder finden und bestimmen. Quelle & Meyer, Wiebelsheim, 285 S.
B. Wartmann (2002): Meister der Täuschung. Faszination einer berühmten Pflanzenfamilie. Ornis – Zeitschrift des Schweizer Vogelschutzes SVS – BirdLife Schweiz 02/2: 4-9
Arbeitskreise Heimische Orchideen (AOH): www.europorchid.de  
 

 


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www.naturtipps.com/orchideen.html
Stand März 2013