Biologische Daten
Erfassen, zusammenführen und umsichtig interpretieren
Unsere Mitwelt ändert sich rasant. Der Naturschutz hat die Aufgabe, naturnahe Lebensräume für Pflanzen, Tiere und nicht zuletzt auch für uns Menschen zu erhalten. Hierfür sind biologische Informationen wichtig: Nur was erkannt wird und bekannt ist, kann effektiv geschützt werden. Biologische Daten sind somit eine unverzichtbare Grundlage für erfolgreichen Naturschutz.
Anforderungen an biologische Daten
Um von "Wert" zu sein, müssen Daten gewisse Mindestanforderungen erfüllen und zumindest folgende Fragen beantworten:
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Was? – Welche Art wurde beobachtet? |
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Wo? – An welchem Ort wurde die Art beobachtet? |
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Wann? – An welchem Tag bzw in welchem Zeitraum wurde die Art beobachtet? |
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Wer? – Wer hat die Beobachtung gemacht? |
Zusätzliche Angaben steigern den Wert des Datensatzes. Dies sind beispielsweise Informationen zu Anzahl, Geschlecht, Entwicklungsstadium, Verhalten, Lebensraum und Erfassungsmethode. Bei besonderen Beobachtungen ist die Dokumentation durch ein Foto sinnvoll. In manchen Fällen, zB bei taxonomisch schwierigen Arten, kann unter Umständen auch die Entnahme eines Belegexemplars zur „Beweissicherung“ notwendig sein.
Datenquellen
Es gibt unterschiedlichste Quellen für biologische Daten:
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Grundlagenerhebungen wie Biotopinventare oder Kartierungen ausgewählter Tier- und Pflanzengruppen schaffen eine wertvolle Wissensbasis. |
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Im Rahmen von Behördenverfahren wird oft die Erfassung ausgewählter Tier- und Pflanzgruppen zur Eingriffsbewertung vorgeschrieben. |
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In Museen lagern wertvolle Datenschätze in Form von Herbarien und zoologischen Sammlungen. In vielen Fällen beinhalten diese Sammlungen historische Daten, die Hinweise auf ehemalige Vorkommen von Tiere- und Pflanzenarten liefern. |
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Zahlreiche naturkundliche Vereine sammeln wertvolle Informationen – so sind zB die Mitglieder vogelkundlicher Verein oft versierte Ornithologen, denen viele interessante Vogelbeobachtungen gelingen. |
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Oft sind es Zufallsbeobachtungen aus der Bevölkerung, die wichtige Hinweise liefern. In online-Meldesystemen werden immer wieder interessante Daten gemeldet. Bei „Laienmeldungen“ sollte auf eine fachliche Plausibilitätsprüfung durch Experten allerdings nicht verzichtet werden (weitere Informationen). |
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Zu attraktiven Gruppen, zB Orchideen oder Vögeln, werden oft durch Interessierte unabhängig voneinander wertvolle Daten gesammelt. Die Zusammenführung dieser Beobachtungen in einer Datenbank würde deren Wert insgesamt erheblich steigern. Da jedoch oft „Individualisten“ aktiv sind, ist dies in der Praxis nicht immer einfach und erfordert ein entsprechendes Fingerspitzengefühl. |
Unabhängig davon, weshalb Daten erhoben werden – eine dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechende Erhebungsmethode sowie eine umsichtige Interpretation sollten selbstverständlich sein. Gezielte Erhebungen müssen schonend erfolgen. Eine Entnahme von Tieren oder Pflanzen ist nur dann zulässig, wenn dies für eine exakte Bestimmung unbedingt notwendig ist und wenn der Eingriff keine negativen Auswirkungen auf den Bestand hat. Selbstverständlich ist auf Naturschutzbelange Rücksicht zu nehmen; so sind zB Erhebungen, die zu einer Störung seltener Vogelarten führen, während der Brutzeit tabu. Selbstverständlich sind die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten, sind erforderliche Sammelgenehmigungen einzuholen.
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Ehrenkodex der entomologischen Feldarbeit (pdf, 81 kb)
Datenverwaltung
Die besten Daten nützen nichts, wenn sie nicht zugänglich sind. Damit das erfasste Wissen nicht verloren geht und in Schubladen verstaubt, ist die Verwaltung der erhobenen Daten wichtig. Dafür gibt es inzwischen eine Reihe von professionellen Datenbanksystemen. Auch Geografische Informationssystem (GIS) spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Analyse und Darstellung von Verbreitungsdaten geht. GIS-Programme ermöglichen die Erfassung, Bearbeitung, Organisation, Analyse und Präsentation geografischer Daten, also die Erstellung von Karten (=>
GIS in Naturschutz und Landschaftspflege: Überblick über Wissensstand, Anwendungen und Defizite, pdf 5.772 kb).
Unabhängig vom gewählten System – Daten müssen bei Bedarf einfach und unkompliziert zur Verfügung gestellt werden können. Selbstverständlich sind die Urheberrechte an den Daten zur berücksichtigen! Inhaber der Datenrechte entscheiden darüber, ob und unter welchen Bedingungen (zB finanzieller Ausgleich für den Erhebungsaufwand) die Daten verwendet werden dürfen. Für einen unkomplizierten Einsatz der Daten ist es von Vorteil, wenn die Datenrechte von einer öffentlichen Institution erworben werden. Auch Kooperationsabkommen, zB zwischen amtlichen Institutionen, Museen und naturkundlichen Vereinen, erleichtern den Zugang zu biologischen Daten und fördern den Datenaustausch. Insbesondere für Gemeinden ist oft die Zusammenarbeit mit den zuständigen Naturschutzbehörden oder Naturkundemuseen eine Option, um eine effiziente Verwaltung von Daten aus dem Gemeindegebiet sicherzustellen.
Wofür sind biologische Daten wichtig?
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Sie erweitern das Wissen über unsere Umwelt, zeigen die Vielfalt der Natur in unserer Umgebung und machen uns auf „Highlights“ in der Tier- und Pflanzenwelt aufmerksam. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, um das Bewusstsein für die Natur zu stärken – biologische Daten sollten deshalb möglichst allen zu Verfügung stehen. Bei Informationen zu besonders sensiblen Arten ist allerdings Vorsicht geboten. Wenn die Gefahr besteht, dass sich die Weitergabe genauer Angaben negativ auf das Vorkommen auswirken kann, muss darauf verzichtet werden. |
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Sie sind die Grundlage für einen erfolgreichen Arten- und Biotopschutz: Daten zu Vorkommen von Arten und Lebensräumen schaffen unverzichtbares Grundlagenwissen für aktiven Naturschutz. Sie geben Aufschluss über den Wert bestimmter Naturräume, liefern Erkenntnisse über das Vorkommen von Arten in den bestimmten Regionen und lassen Rückschlüsse auf ihre Gefährdung zu. |
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Informationen zu Vorkommen, Häufigkeit und Populationsgröße ermöglichen eine nachhaltige, naturschutzgerechte Naturnutzung. |
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Biologische Daten sind die Grundlage für die Bewertung von Eingriffen in die Natur. Eine umfassende Datengrundlage ist unersetzbare Entscheidungshilfe, beispielsweise bei der Standortwahl geplanter Infrastrukturen oder bei der Festlegung von Auflagen, die die negativen Auswirkungen minimieren sollen. |
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Sie sind die Basis für Erfolgskontrollen im Naturschutz. Erfolgskontrollen beantworten die Fragen, ob eingesetzten Mittel zu den gewünschten Ergebnissen geführt haben, ob die Maßnahmen effizient und zielgerichtet waren, was die Defizite waren und wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. |
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Sie sind Voraussetzung für Langzeitbeobachtung (Monitoring). Systematische Erfassungen von Tier- oder Pflanzenpopulationen über einen längeren Zeitraum geben Auskunft über Veränderungen unserer Umwelt. Zeichnen sich negative Trends ab, können frühzeitig Gegenmaßnahmen getroffen werde. |
Unterlagen / Links
A. D. Chapman (2005): Uses of Primary Species-Occurrence Data. Global Biodiversity Information Facility, Copenhagen, 106, S.,
Download pdf (1.346 kb)
A. D. Chapman & O. Grafton (2008): Guide to Best Practices for Generalising Primary Species-Occurrence Data. Global Biodiversity Information Facility, Copenhagen, 21, S.,
Download pdf (558 kb)
A. D. Chapman (2005): Principles of Data Quality. Global Biodiversity Information Facility, Copenhagen, 21, S.,
Download pdf (643 kb)
Forum Biodiversität Schweiz (2006): Biologische Sammlungen – Archive der Natur. Hotspot 13,
Download pdf (1.648 kb)
K. Horn & A. M. Stoor (1995): Pflanzensammeln contra Artenschutz – drei Fallbeispiele. Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 65: 143–146,
Download pdf (384 kb)
Offene Naturführer:
offene-naturfuehrer.de
Datenbankprogramme zur Verwaltung biologischer Daten: